Vor allem Menschen, die den ganzen Tag gefordert sind, stehen häufig „unter Strom“ und sind nicht in der Lage abzuschalten. Sobald man sich hinlegt, um sich zu entspannen, bekommen die Gedanken ein Eigenleben und das Gedankenkarussell beginnt. Dies verhindert die Meditationstechnik Yoga nidra, indem der Anleitende dem Meditierenden ständig vorgibt, auf was er sich konzentrieren soll.
Das Wort Nidra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Schlaf“ oder „Nicht-Bewusstheit“. Yoga Nidra ist eine Tiefenentspannungsübung, deren Wirkungen über die gewohnte Vorstellung von Entspannung hinausgehen soll. Es handelt sich um eine Art psychischen Schlaf, in dem körperliche, geistige und seelische Aktivitäten zur Ruhe kommen sollen.. Durch die Tiefenentspannung sollen nicht nur allgemeine Leiden wie Stress und Nervosität abgebaut werden können, sondern die im Unbewussten liegenden Kräfte sollen ins Bewusstsein gehoben werden.
Die Methode bzw. Übung des Yoga Nidra gründet auf alten tantrischen Überlieferungen. Swami SatyanandaSaraswati, der Begründer der Bihar School of Yoga in Munger (Indien), studierte tantrische Schriften und entwickelte aus den komplizierten und zeitaufwendigen Praktiken ein neues System, das heutigen Bedürfnissen angepasst sein soll. Es soll von jedem angewendet werden können, unabhängig von Alter, Religion oder Kultur.

Die grundlegende Philosophie hinter Yoga Nidra ist, dass Schlaf oder Nicht-Bewusstheit nicht nur der vorherrschende Zustand in der Nacht sind, sondern das ganze Leben prägen. Obwohl das Leben im Hier und Jetzt stattfinde, seien Gedanken meist in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Beim Schlaf sei man dagegen frei von Ängsten, Sorgen, Problemen, Stress und Überforderung. Die Übung Yoga Nidra wird als Weg gesehen, einen größeren Zugang zum Bewusstsein zu erlangen.
Eine tiefe und vollkommene Entspannung werde erlangt, wenn man wachsam und bewusst zwischen Wachen und Schlafen im Alpha-Zustand verharre. Der Alpha-Zustand läßt sich üblicherweise während der kurzen Übergangsphase zwischen Wachsein und Schlafen beobachten. Auf dieser Grenzlinie entstehe der Yoga-Nidra-Zustand. Er soll wirkungsvoller und wohltuender als der normale Schlaf sein, viele Störungen und Krankheiten heilen und Pforte zu einer höheren Bewusstseinsebene sein. Mit Yoga Nidra soll man in Kontakt zu der Quelle der Selbsterkenntnis und der Inspiration kommen, die in jedem von uns ruhe.
Yoga Nidra hat einen vorgegebenen systematischen Ablauf. Die Übung soll von der äußeren Ebene der Wahrnehmung systematisch in die tiefere Ebenen des Seins und von dort wieder systematisch zurück führen. Darin eingebettet sind verschiedene Elemente mit einem klaren Aufbau. Einzelne Elemente können dem jeweiligen Übungsgrad entsprechend variiert werden. Etwa ein Drittel der Übung gilt der Wahrnehmung des Körpers. Während dieser Zeit geht es darum, Körper und Geist zu einer Einheit zu führen.
Die Entspannung (Übung) mit Yoga Nidra dauert etwa 30 Minuten und soll mit der Entspannung und dem Regenerationseffekt von 2 Stunden erholsamen Schlafs gleichzusetzen sein. Yoga Nidra entspanne vom Alltagsstress, regeneriere Körper, Geist und Seele, fördere die Kreativität und stärke das Immunsystem. In fortgeschrittenen Stadien dieser Übung sollen tiefsitzende Ängste gelöst und Selbsterkenntnis erlangt werden können.